Microsoft Azure für moderne Unternehmen – Azure-Experte Thomas Jäkel im Interview

Als Leadtrainer für Microsoft Azure Apps & Infrastructure bei GFN ist Thomas Jäkel für die Durchführung von Azure-Trainings zuständig und unterstützt andere Abteilungen mit seiner Expertise – von der Trainerentwicklung bis hin zur Entwicklung neuer Lernformen. Heute gibt er uns einen Einblick in die hybride Cloud-Lösung Azure und spricht über das neue Zertifizierungskonzept von Microsoft.

Hallo Thomas. Erst einmal vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Heute bist du bei der GFN Leadtrainer für Microsoft Azure. Wie bist du dazu gekommen?

Allein durch die GFN! 1998 habe ich eine Umschulung bei GFN in Heidelberg zum Microsoft MCSE gemacht. Das Technologielevel bei Microsoft war damals NT 4.0 und Windows 3.11. An der Uni hatte ich allerdings schon Kontakt zu Unix-Großrechnern, Basic-Kleinrechnern, Fortran und Floppies. Zum Experten auf dem Gebiet Apps & Infrastructure wurde ich durch die Seminare, die ich bei GFN halte. Lernen durch Lehren.

Was begeistert dich an deinem Themenbereich?

Technologie verständlich zu erklären. Die Möglichkeit, durch Cloud-Dienste Hochtechnologien selbst nutzen zu können, die sonst unerreichbar wären, wie etwa Big Data, AI oder Quantum Computing.

Für alle, die vielleicht noch nichts mit Microsoft Azure zu tun hatten. Was ist das eigentlich?

Azure ist eine hochskalierbare Cloud-Computing-Plattform, die es Unternehmen und Entwickler:innen ermöglicht, individuelle Cloud-Infrastrukturen zu entwickeln. Man kann es also als großen Selbstbedienungsladen für IT-Lösungen sehen. Lego für IT. Leider passt nicht jeder Baustein mit jedem anderen zusammen. Zum Glück gibt es Trainings, die das nötige Know-how vermitteln, um die richtigen Bausteine zu finden. Es gibt Lego-Bausteine in verschiedenen Abstraktionsstufen. Der Trend geht zu „Managed Services“, das heißt, Microsoft übernimmt die meiste Arbeit und der Kunde schaltet nur ein und aus.

Was genau steckt hinter Managed Services?

Der Übergabepunkt zwischen Cloud-Provider und Cloud-Kunde verschiebt sich immer mehr nach oben, also weg von der realen Hardware. Zu PaaS – Plattform as a Service – sagt man auch Managed Services. Microsoft Azure kümmert sich um die Dienste, der Kunde kann sich auf die Inhalte wie Apps konzentrieren. Ein Beispiel wären die Kubernetes Cluster in Azure. Mit der Verwaltung des Clusters hat der Nutzer gar nichts mehr zu tun, er ist einfach da und funktioniert. Der Nutzer setzt Apps als Container drauf und ist zufrieden.

Unternehmen können sich also mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Ein klarer Vorteil. Aber wie sehen das deine Teilnehmer:innen in den Kursen? Sind sie offen für Cloud Computing oder gibt es noch viel Skepsis?

Bei den Kunden sind meistens bereits Cloud-Lösungen etabliert, häufig bei Azure oder AWS. Meiner Erfahrung nach ist die Akzeptanz von Cloud-Lösungen bei den Teilnehmer:innen hoch. Cloud-Services wie Azure bieten viele Vorteile, und zwar für das gesamte Unternehmen. Mit Azure können hochverfügbare und skalierbare Anwendungen entwickelt und bereitgestellt werden, sowohl in der Cloud als auch lokal. Die Anwendungen können so flexibel von überall und zu jeder Zeit bearbeitet werden.

Werden On-Premises-Lösungen nun komplett verschwinden? Ist der Windows Server 2019 der letzte seiner Art?

Nein und ja. Es wird auch weiterhin On-Premises-Lösungen geben. Einen Nachfolger des Windows Server 2019 wird es in dieser Form allerdings nicht geben. Der Windows Server 2019 atmet sehr viel Windows Server 2016, aber wenig Azure. Die Bedeutung von Windows Server gegenüber Linux schwindet stetig. Microsoft baut viele Dienste in Azure mit Linux.

Linux spielt also eine große Rolle. Wie sieht es mit Docker, Container und Co aus?

Man sollte von Container-Technologie sprechen. Docker ist als Firma und Technologie (Docker Engine) auf dem absteigenden Ast. Aufsteigend ist z.B. RedHat (also IBM). Container-Technologie und Kubernetes als Orchestrierungslösung sind stark im Kommen. Alles wird mit Linux gemacht, Windows-Container sind möglich, spielen aber in der Praxis eine untergeordnete Rolle.

Ich würde gerne auf das neue Zertifizierungsprogramm von Microsoft eingehen. Microsoft hat Jobrollen eingeführt, inklusive zugehöriger Kurse und Zertifizierungen, auch für Azure. Was ist jetzt anders als in den „Klassikern“ der vergangenen Jahrzehnte wie MCSA, MCSE und Co? Was ist der Vorteil für die Zertifizierungs-Teilnehmer:innen?

Microsoft möchte weg von reinen Produktschulungen und hin zu Schulungen, die man wirklich gebrauchen kann, um effektiver zu arbeiten. In diesem Trend spiegelt sich die Wandlung Microsofts von einem Software-Verkäufer zu einem Service-Anbieter. Der Vorteil dieser Zertifizierungen liegt also auf der Hand: Sie wurden für bestimmte Rollen im Unternehmen entwickelt und vermitteln die Skills für einen spezifischen Tätigkeitsbereich.

Sind die neuen Microsoft-Jobrollen aus Deiner Sicht ein Abbild der aktuellen Rollen von IT-Mitarbeiter:innen in Unternehmen?

Zunehmend ja. Microsoft justiert auch nach. Die Kurse werden also stetig angepasst, um den Rollen von IT-Mitarbeiter:innen gerecht zu werden bzw. zu bleiben. Aktuell bietet Microsoft vier Zertifizierungspfade – Azure Apps & Infrastructure, Azure Data & AI, Microsoft 365 Modern Workplace sowie Microsoft Dynamics 365.  Jeder Pfad beinhaltet verschiedene Rollen. Im Bereich Apps & Infrastructure gibt es beispielsweise Rollen für Entwickler:innen, Administrator:innen und Lösungsarchitekt:innen. Ein sehr beliebter Kurs ist der Microsoft Certified Azure Administrator Associate. Der Kurs richtet sich an Administrator:innen, die Cloud-Services verwalten. Dazu gehört sowohl die Implementierung als auch die Überwachung und Wartung von Azure-Lösungen.

Wie hoch ist der Praxisanteil und wie laufen die neuen Kurse ab?

Der Praxisanteil liegt bei 40 Prozent. Die Übungen werden ausschließlich mit einem Browser erledigt, auch Scripting (über die sogenannte Cloud Shell). Die Übungsanleitungen sind in einem GitHub Repository gehostet, dadurch können sie schnell aktualisiert werden. Ein Buch (Skillpipe) gibt es auch noch.

Außerdem bekommt jede:r Teilnehmer:in eines Azure-Trainings einen Azure-Pass eine Art Prepaid-Karte für Azure. Mit dem Pass kann eine Subscription für 30 Tage freigeschaltet werden, sodass die Teilnehmenden selbst Sachen in Azure ausprobieren können. Der Azure-Pass ist mit 100 Dollar aufgeladen und kann für viele verschiedene Übungen innerhalb der Cloud genutzt werden.

Sind die Prüfungen anders aufgebaut als früher?

Bei Prüfungen auf Associate- und Expert-Level sind jetzt praktische Aufgaben in der Prüfung. Bestehen der Prüfung allein durch Auswendiglernen der Antworten wird zunehmend schwieriger. Das steigert den Wert der Zertifizierung.

Wie lange ist eine Jobrollen-Zertifizierung gültig?

Die neuen Zertifizierungen sind zwei Jahre gültig. Danach ist eine Rezertifizierung notwendig. Wie die aussehen wird, hat Microsoft allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht.

Gerne beraten wir dich zu der für dich passenden Microsoft-Zertifizierung oder Admin-Weiterbildung. Sprich uns einfach an. Wir freuen uns auf dich.

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